Schon als Kind konnte ich reinen Brot-Mahlzeiten wenig abgewinnen. Ich war diejenige, die am liebsten dreimal pro Tag warm gegessen hätte, angefangen gleich morgens mit einem zünftigen Englisch Breakfast – und das gilt im Prinzip bis heute. Wenn ausgerechnet ich also ein Loblied auf Brot singe, dann muss das schon richtig, richtig gut sein.
Jüngst bin ich in den Genuss eine solch fabelhaften Brotes gekommen, genau gesagt, eines Pane di Pugliese aus sizilianischem Hartweizen, „eine vor Jahrhunderten aus Persien eingeschleppte Hartweizenvarietät, die speziell auf Sizilien angebaut wird“, erklärt Manfred Schellin alias Schelli. Der muss es wissen, er hat mir das Brot nämlich geschickt, das auf Grundlage „einer milden Weizensauer-Führung“ gebacken wurde, wie er erläutert. Wenn er’s sagt. Ich kenne mich da nicht aus, ich bin keine Brotbäckerin.
Aber schmecken kann ich. Die Kruste splitternd knusprig; die Krume fett, satt und saftig; traumhaft locker beim Hineinbeißen, und doch zutiefst befriedigend: Besser lässt sich so ein typisch italienisches, rustikales „Pane“ nicht backen. „Wo habt ihr das Brot her? Genau so eins suche ich hier schon ewig“, ruft die Nachbarin mit hungrigem Blick über den Gartenzaun, als wir es auf der Terrasse verspeisen.
Tja. Ist von Schelli. Schelli habe ich vor ein paar Jahren kennen gelernt, bei einem Wochenend-Event der besten FB-Kochgruppe von allen, dem „Käptn’s Dinner“. Zwei Tage lang haben wir Genusskomplizen zusammen gekocht und gegessen, und rund um die Uhr duftete es nach dem frisch gebackenen Brot, von dem Schelli eines nach dem anderen aus dem Ofen holte.
Dass er die Kunst des Brotbackens seither weiter perfektioniert hat, habe ich auf Facebook verfolgen können. Und professionalisiert, unter anderem gemeinsam mit dem österreichischen Bäckermeister Dietmar Kappl: Zusammen sind sie die „Brotbrüder“. Gute Nachricht für die Nachbarin: Ende August starten die beiden ihren Brotversand. Über ihre Homepage lässt sich ihr wunderbares Brot dann online ordern.
Das Brot trifft übrigens im halbgebackenen Zustand ein. Es wandert noch einmal für 20 Minuten ins Backrohr und kommt dann ofenfrisch auf den Tisch. Und das Fertigbacken schafft sogar eine Back-Niete wie ich.
Wer da geübter ist und sich selbst am Pane di Pugliese versuchen möchte, findet das Rezept unter diesem Link. Und weitere Rezepte, Tipps und Kunstgriffe der „Brotbrüder“ gibt’s hier bei Schelli und hier.
Ach, einen Nachtisch hatte uns Schelli auch noch eingepackt: einen köstlichen Panettone classico mit Mandeln und viiiiel Schokolade, ebenfalls zum Fertigbacken. Zum ersten Mal ist mir klar geworden, dass ein Panettone gar nicht so staubtrocken und dröge daherkommen muss wie das Zeug, das einem die italienischen Gastronomen gern um die Weihnachtszeit andrehen, als Dank für den treuen Besuch übers Jahr und sicheres Zeichen dafür, dass man in dem Laden zu viel Geld gelassen hat. So also schmeckt Panettone.
Danke fürs Probieren lassen, Schelli. Es war uns ein Fest.
Hinweis: Vielen Dank an die „Brotbrüder“, auf deren Einladung wir die Brote verkosten durften. Der Beitrag gibt meine eigene Meinung wieder.
EssayHilfe
Liebe Barbara,
danke für schöne Beschreibung! Jetzt will ich sicher das Brot backen. Ich kaufe kein Brot in lokale Geschäfte – solches Brot ist unschmackhaft, hat fragwürdige Qualität und keinen … Geist, oder so was.
Deswegen bin ich für alle Links sehr dankbar. Ich werde mit großem Vergnügen ein Brot selbst backen (in extremen Fällen bestellen).
LG, Karin.
Barbara Luetgebrune
Das freut mich, wenn dich der Beitrag inspirieren konnte. Wenn du das Pane di Pugliese backen möchtest, kannst du mal in diesem Shop vorbeischauen: http://bongu.de . Da bekommst du unter anderem das sizilianische Hartweizenmehl, von dem ich im Beitrag schreibe, dass es eine der Besonderheiten dieses Brotes ist. Viel Spaß & gutes Gelingen!
Sabine
Allein die Fotos! Jetzt hab ich Hunger – und dabei gehöre ich auch zur Fraktion, für die „Abendbrot“ höchstens ein Trostpreis ist und eine Serie von Tagen mit Pausenbroten ein Garant für schlechte Laune. Aber das hier sieht super aus und klingt großartig. Und so richtig gutes Brot kann man ja auch prima als Beilage zu einer warmen Mahlzeit servieren …
Barbara Luetgebrune
Ha – du bist also auch so eine! Jaaaa, Pausenbrote, die konnte ich echt nie ausstehen. Wenn ich heute so die Bento-Boxen sehe, die manche Mütter ihren Kindern füllen: DAS wäre was für mich gewesen! Aber gutes Brot weiß ich schon zu schätzen. Bei unseren Sterne-Menü-Erlebnissen haben wir immer wieder festgestellt, dass sich die Qualität des ganzen Menüs schon ziemlich zuverlässig am Brot ablesen lässt, das dazu auf den Tisch kommt. Und dieses Brot hier ist wirklich sehr toll, am besten schmeckte es mir übrigens einfach nur mit Butter.