Dieser späte Sommer hat was Brutales. Erst im September kommt er auf Touren, mit quietschenden Reifen biegt er auf die Zielgerade ein. Viel hat er mitgemacht unterwegs, Eisheiligen-Kälte zu Pfingsten, Juni-Hochwasser und Sieben-Wochen-Siebenschläfer-Regen. Man merkt’s ihm an.

Roh ist er darüber geworden, jede septemberliche Sanftheit ist ihm abhanden gekommen, er kennt kein Erbarmen. Gnadenlos heizt er den Glutofen an in diesen Tagen, 29 Grad, 31 Grad, 34 Grad, hoch, höher, am höchsten. Dunst ist die Welle, Staub ist die Quelle, die Sonne lässt er brennen, bis das Gras saftlos und ausgedörrt ist, stachelig splittert es unter den bloßen Fußsohlen, aus dem knochentrockenen Boden stehen bucklig kleine Knorpel hervor, stumm sind die Wälder, Feuermann tanzt über die Felder.

Klare Ansagen macht er, der Sommer: Zehn Tage bleibe ich, zwei Wochen höchstens, keine Stunde länger. Friss oder stirb, sagt er, jetzt oder nie, nimm mich, wie ich bin, oder lass es bleiben, ist mir doch egal. Sommer-Souvenirs sammeln im Eiltempo, Geräusche, Gerüche und Bilder speichern. Das dumpfe Plumpsen der Äpfel, die im Gras landen, der Duft der Katzen nach Heu, ihr weiß aufleuchtendes Fell beim nächtlichen Bad im Vollmondlicht. Die Tomaten treibt er zur Reife, der Sommer, jetzt oder nie, sagt er, Widerstand zwecklos. Sie folgen, gelb, rot und sonnensatt hängen sie an spröde knisternden Pflanzen-Kadavern. Bräunlich-gelbe Resignation. Fieberhaftes Genießen weicht der Erschöpfung. Und der Erleichterung, als er vorbei ist, dieser späte September-Sommer. Aufatmen. Jetzt geht’s in einen klaren Herbst.

Den kulinarischen Soundtrack zu diesem Sommer lieferte übrigens Claudio del Principe mit seinem famosen Buch „Ein Sommer wie damals“. 🙂
Dies ist mein Beitrag zu Sinas schönem Event.
giftigeblonde
Liebe Barbara!
An dir ist eine Poetin verlorengegangen!
Danke für deinen Blogbeitrag und dir noch schöne Tage auf der Trauminsel! Deine Teller machen Lust!
lg Sina
Barbara Luetgebrune
Dankeschön! Dein Trauminsel-Wunsch weckt in mir den Verdacht, du könntest mich gerade mit der Spielwiesen-Barbara verwechseln. Ist ja auch kompliziert, foodbloggende Barbaras gibt’s ja reichlich. Mir fallen aus dem Stand fünf ein, meine Wenigkeit inklusive… 🙂
giftigeblonde
aber echt! Ich bin so verwirrt..wahrscheinlich weil der Sommer schön langsam aus ist, Entschuldige bitte!
lg. Sina
Barbara Luetgebrune
Ach Quatsch, kein Thema, alles gut. 🙂 Liebe Grüße an dich!